Nun brechen die letzten Monate des Jahres an – eine Zeit, die zur Besinnung einlädt und den Alltag entschleunigt. Die Natur bereitet sich auf die Winterruhe vor, und auch wir Menschen können diesen Übergang nutzen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und neue Kraft zu schöpfen. Für Menschen mit Parkinson, die häufig mit Stress, Muskelverspannungen, innerer Unruhe, Schlafstörungen und weiteren motorischen Einschränkungen zu kämpfen haben, ist dies besonders wertvoll.
Gerade in dieser Phase kann die Integration gezielter Entspannungsübungen in den Alltag helfen, Körper und Geist zu stärken. Techniken wie Progressive Muskelentspannung (PMR), Autogenes Training, Fantasiereisen und Qi Gong bieten wirksame Unterstützung, um Beschwerden zu lindern und Wohlbefinden zu fördern. Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über diese Methoden und erklären, wie sie bei Parkinson unterstützend wirken können.
1. Progressive Muskelentspannung (PMR)
Was ist PMR?
Die Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson ist eine Technik, die durch gezieltes Anspannen und Entspannen der Muskeln tiefe Entspannung fördert. Dieser Wechsel kann sich positiv auf das gesamte Nervensystem auswirken.
Nutzen bei Parkinson
Parkinson geht oft mit erhöhter Muskelspannung einher. Die regelmäßige Anwendung von PMR kann helfen, diese Spannungen abzubauen und dadurch Beweglichkeit sowie körperliche Entspannung zu fördern. Zudem reduziert PMR Stress und verbessert die Schlafqualität, was Menschen mit Parkinson mehr Erholung verschafft.
Wie funktioniert PMR?
Man beginnt mit einer Muskelgruppe, zum Beispiel den Händen, spannt diese für etwa 5-10 Sekunden an und lässt sie dann bewusst locker. Dieses Prinzip wird dann auf andere Körperbereiche wie Arme, Schultern, Gesicht, Rumpf und Beine angewendet. Nach der Übung stellt sich oft sofort eine tiefe Entspannung ein.
2. Autogenes Training
Was ist Autogenes Training?
Das Autogene Training ist eine Selbstentspannungstechnik, die mithilfe von formelhaften Sätzen wie „Mein Arm ist schwer“ oder „Mein Atem ist ruhig und gleichmäßig“ arbeitet. Es basiert auf Suggestion und Selbstbeeinflussung, wodurch eine Tiefenentspannung entsteht.
Nutzen bei Parkinson
Autogenes Training hilft, den Körper bewusst zu entspannen und das vegetative Nervensystem positiv zu beeinflussen. Es kann Ängste, innere Unruhe und Schlafstörungen lindern, die oft mit Parkinson einhergehen. Bei regelmäßiger Anwendung fühlen sich Patienten oft weniger gestresst und lernen, selbstständig Entspannung herbeizuführen, was auch körperliche Symptome wie Zittern reduzieren kann.
Wie funktioniert Autogenes Training?
Die Übung beginnt im Liegen oder Sitzen in einer bequemen Position. Mit Sätzen wie „Mein rechter Arm ist warm“ oder „Ich atme ruhig und gleichmäßig“ lenkt man seine Aufmerksamkeit auf den Körper und signalisiert ihm, sich zu entspannen. Durch die regelmäßige Wiederholung dieser Formeln wird der Körper darauf konditioniert, sich auf verbale Anweisung zu entspannen.
3. Fantasiereisen
Was sind Fantasiereisen?
Fantasiereisen lassen einen in entspannende Orte wie einen Strand oder Wald eintauchen. Oft wird eine Geschichte erzählt, in die man sich fallen lässt und sich so in einem angenehmen Umfeld vorstellt.
Nutzen bei Parkinson
Fantasiereisen lenken Körper und Geist von Alltagsbelastungen ab und fördern Entspannung. Sie helfen, den Fokus auf positive und angenehme Empfindungen zu legen, was Ängste und innere Anspannung bei Menschen mit Parkinson reduzieren kann. Zudem bieten Fantasiereisen eine Möglichkeit, Kraft und Gelassenheit zu schöpfen, was im Alltag stärkend wirken kann.
Wie funktioniert eine Fantasiereise?
Man begibt sich an einen ruhigen Ort, schließt die Augen und folgt der Stimme eines Erzählers oder einer Audioaufnahme. Während der Fantasiereise wird man angeleitet, sich bestimmte Szenen, Farben, Gerüche und Geräusche vorzustellen, die das Wohlbefinden fördern und zur Tiefenentspannung führen.
4. Qi Gong
Was ist Qi Gong?
Qi Gong ist eine alte chinesische Bewegungskunst, die sich durch langsame, fließende Bewegungen und eine bewusste Atmung auszeichnet. Sie verbindet körperliche Bewegung mit mentaler Achtsamkeit und Meditation.
Nutzen bei Parkinson
Die langsamen, fließenden Bewegungen des Qi Gong fördern Beweglichkeit, Gleichgewicht und Koordination – Fähigkeiten, die bei Parkinson oft eingeschränkt sind. Qi Gong hilft, die Muskeln zu stärken, Verspannungen zu lösen und die Körperhaltung zu verbessern. Auch mentale Klarheit und Konzentration profitieren, wodurch Menschen mit Parkinson lernen, ihre Bewegungen bewusster und kontrollierter auszuführen.
Wie funktioniert Qi Gong?
Beim Qi Gong konzentriert man sich auf sanfte Bewegungsabläufe, die im Rhythmus des Atems ausgeführt werden. Diese können im Stehen, Sitzen oder sogar im Liegen durchgeführt werden. Bereits zehn Minuten tägliches Üben können helfen, die Körperwahrnehmung und das Wohlbefinden zu steigern.
Unterstützungsmöglichkeiten: Kliniken und digitale Hilfsmittel
Die vorgestellten Entspannungsübungen können die Parkinson-Symptome zwar nicht heilen, doch sie steigern die Lebensqualität und fördern das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Sie helfen, Stress und Muskelverspannungen zu reduzieren, Ängste zu lindern und das körperliche sowie mentale Wohlbefinden zu fördern. Durch regelmäßiges Üben schaffen es viele Patienten, mehr Gelassenheit in ihren Alltag zu integrieren und sich aktiv gegen die Belastungen der Erkrankung zu wappnen. Es lohnt sich, verschiedene Techniken auszuprobieren und die passende Methode für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Dazu hilft Ihnen bei uns im Haus unsere Entspannungstherapeutin und berät Sie gern, um verschiedene Verfahren mit Ihnen auszuprobieren.
Falls Sie sich vorab für eine dieser Entspannungstechniken interessieren, gibt es vielerorts auch die Möglichkeit, sie in einem ambulanten Rahmen auszuprobieren. Viele Kliniken, Rehazentren, Sportstudios, Physiotherapie- und Parkinson-Selbsthilfegruppen bieten Kurse und Workshops an, in denen Sie PMR, Autogenes Training, Fantasiereisen oder Qi Gong unter professioneller Anleitung kennenlernen können. So haben Sie die Gelegenheit, die für Sie passende Methode auszuwählen und sie direkt in Ihren Alltag zu integrieren.
Ein Einstieg unter fachkundiger Begleitung kann den Zugang zu Entspannungsübungen erleichtern und die Wirksamkeit zusätzlich unterstützen.
Exkurs: Technologie als Unterstützung
Falls Sie zu Hause Unterstützung bei den Übungen wünschen, gibt es inzwischen zahlreiche digitale Hilfsmittel. Verschiedene Apps oder Audioaufnahmen bieten geführte Meditationen, Anleitungen für PMR oder Autogenes Training, die Sie jederzeit und überall nutzen können. Diese sind besonders praktisch, wenn Sie die Übungen zwischendurch im Alltag anwenden möchten, um sich eine kurze Auszeit zu gönnen.
Einige Parkinson-Patienten berichten, dass ihnen auch Videoanleitungen für Qi Gong helfen, da sie die Bewegungsabläufe in Ruhe nachvollziehen können. Gerade wenn Mobilitätseinschränkungen vorliegen, können solche Angebote eine wertvolle Ergänzung zu den ambulanten oder stationären Angeboten sein.
Entspannung ist ein wertvoller Schlüssel zu mehr Lebensqualität mit Parkinson – probieren Sie es aus!